Kommentare

04.04.2013

Pressemitteilung / Kommentar

Weitere Fälle werden bekannt

Aufgrund weiterer Aussagen von Missbrauchsopfern (siehe hier) sehen wir die Zahl der Täter von mind. 8 bestätigt. Diese Woche meldeten sich zwei weitere Opfer sexuellen Missbrauchs bei der INITIATIVE und identifizierten zwei bislang nicht genannte Mitglieder des Ordens der Hiltruper Missionare (MSC) als mutmaßliche Täter. Einer davon verstarb vor 7 Jahren, der andere ist nicht mehr Mitglied des Ordens. Die Zahl der Opfer muss unserer Information nach in die Dutzende gehen.

Den Betroffenen erschließt sich der Sinn des Verhaltens der Ordensleitung seit dem ersten Bekanntwerden von Missbrauchsfällen am Johanneum im Jahr 2010 nicht. Es musste doch klar sein, dass es nur eine Frage der Zeit war, dass weitere Fälle bekannt und öffentlich werden. Einige von uns hätten vermutlich geschwiegen, wären Anzeichen für eine glaubwürdige Aufklärung, Aufarbeitung und die Bereitschaft zur Übernahme der Verantwortung erkennbar gewesen.

In Anbetracht der Vielzahl der Fälle und Täter stellt sich die Frage der institutionellen Verantwortung erneut, unabhängig davon, welche Fälle nun innerhalb des Ordens schon länger bekannt waren und welche er anerkennt oder nicht. Fakt ist, Kinder wurden einer Institution anvertraut und von mehreren Mitgliedern der Institution sexuell missbraucht. Bis heute leiden diese unter den Folgen.

Warum die Mitglieder des Ordens, die weder mit dem Johanneum noch mit den Missbrauchsfällen zu tun haben, zulassen, dass sie mit ihrem Orden durch das Verhalten der Ordensleitung auf diese Art und Weise in Misskredit geraten und warum andere, die zur Aufklärung und Aufarbeitung beitragen könnten, schweigen, ist für viele auch Außenstehende unverständlich.

Sollte der Orden seine Haltung überdenken, weiteren Gesprächen mit den Betroffenen der INITIATIVE nunmehr offen gegenüber stehen und bereit sein, die Richtlinien pro Betroffene auszulegen, könnten weitere Gespräche langfristig zu einer Lösung führen – wie das auch bei anderen Institutionen möglich war.

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02.04.2013

Sprachlos

Aktuell herrscht Sprachlosigkeit und Entsetzen bei uns. Wir sind erschüttert über die Dimensionen, die sich aufgrund der Aussagen Betroffener erneut bei der Aufklärung des Missbrauchs am Johanneum auftun. Wie nötig eine unabhängige Anlaufstelle für Missbrauchsopfer ist bestätigt sich. Warum alle Vermittlungsversuche und die Bemühungen um Aufklärung in Zusammenarbeit mit dem Orden scheitern mussten, zeigt sich auf beängstigende Weise.

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01.04.2013

Mit Sinn und Verstand Teil 2

Wie geht man denn nach den Leitlinien vor im Falle, dass ein ehemaliges Mitglied, ein ehemaliger Mitarbeiter oder sagen wir mal beispielsweise ein ehemals in Ausbildung befindlicher Bruder und nur zeitweiliges Mitglied des Ordens oder eines Konventes Übergriffe beging, die heute strafrechtlich verjährt sind? Und man hätte Grund zu der Annahme, dass dieser nach wie vor im pädagogischen Bereich arbeitet. – Also mal rein hypothetisch.

Ups – das funktioniert irgendwie nicht? Na sowas, wer hätte das gedacht.

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22.03.2013

Aktuell müssen wir den Passus im letzten Kommentar leider korrigieren: “Und natürlich hat niemand etwas gewusst außer Pater Ollertz MSC (so Pater Dr. Kleer MSC der Presse gegenüber) und einem ehemaligem Ordensmitglied. Am Ende werden noch die einzigen aus Ordenskreisen, die die Wahrheit sagen, zum Sündenbock, weil Nestbeschmutzer.”

Neuerdings erinnert sich auch der letzte Mohikaner unter den Pfadfindern nicht mehr, dass er in einer E-mail bestätigte, er habe damals im Jahr 1981 die Ordensleitung über Übergriffe informiert, was er auch in den Gesprächen mehrfach zum sichtlichen Unwohlsein seiner anwesenden Ordensbrüder bestätigte. Die Mutter eines Opfers hatte ihn über die sexuellen Handlungen an ihrem Sohn durch Pater W. in Kenntnis gesetzt.

Auch ein Blick in die gewissenhaft, aber offenbar unvollständig geführten Akten bestätigt angeblich: Der Täter war nicht aufgrund seiner Verfehlungen versetzt worden, er war offiziell auf einer pädagogischen Fortbildung, eine Weiterqualifizierung für den Dienst an Gott und den jungen Menschen. Das hat wohl nicht viel geholfen, denn danach ging es bis 1986 weiter. Aber auch dann findet sich nicht der Grund für die Versetzung nach Münster in den Akten, sagt der Provinzial Pater Dr. Kleer. Vielleicht Alkohol, aber Missbrauch?

Alles ganz normal.

Also was jetzt, wer lügt hier? Der Provinzial Pater Dr. Kleer oder der Pfadfinder? Aber auch dafür wird es sicher eine plausible Erklärung geben. Ach ja – das liebe Gedächtnis kann einen aber auch manchmal im Stich lassen. Das greift um sich wie die Schweinegrippe. Seltsam, die Opfer erinnern sich meist noch ziemlich gut.

Wie dem auch sei, bereits im März 2012 sagte Pater Ollertz ein bereits terminiertes persönliches Gespräch mit Vertretern der INITIATIVE aufgrund eines Konventsbeschlusses ab.

Nun sagte er erneut das für den heutigen Freitag mit der o.g. Mutter vereinbarte Gespräch ab. Sie hatte den Sachverhalt in der Presse dargestellt. Grund genug, ihr zu unterstellen, eine offene Auseinandersetzung führen zu wollen, während sich ihr Sohn versöhnen wolle. Chapeau, und einer geht immer noch mehr.

Sehr geehrter Herr Pater, es geht nicht um Versöhnung, das wollen Sie gerne, Versöhnung, Vergebung und Vergessen.

Davor steht etwas anderes, bevor daran überhaupt zu denken ist. Oft genug ist es gesagt und nie getan. Was könnte das wohl sein?

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16.03.2013 www.dradio.de

Sinn und Verstand?

“Die Leitlinien wurden ja mit Sinn und Verstand in die Welt gesetzt und ich denke, man kann dem Orden keinen Vorwurf machen, dass er sagt, ich halte mich daran.”

Das sagt der Geschäftsführer der Johanneum gGmbH, Herr Christoph Basler.

Mit Sinn für den Schutz der Täter und der Institutionen wurden die Leitlinien ausgeklügelt und in die Welt gesetzt. Dumm war das aus Sicht der DOK und DBK ganz sicher nicht. Dass daran keine Betroffenen beteiligt waren, verwundert in Anbetracht des Ergebnisses nicht.

Und nun kommt der Zaubertrick:

“Das heißt, der Orden erkennt diejenigen Betroffenen als Opfer an, die sich bei ihm melden, einen Antrag auf Entschädigung stellen und deren Schilderungen, soweit noch möglich, durch Aussagen potenzieller Täter bestätigt werden.”

Opfer/Täter werden demnach nur gezählt, wenn ein Betroffener den Missbrauchsbeauftragten anschreibt, glaubwürdig den Fall schildert UND einen Antrag stellt. Dann muss also nur noch der Täter zustimmen, was er selbstverständlicherweise gerne zu tun bereit ist.

Da sitzen Betroffene/Geschädigte stundenlang mit Kirchenvertretern/Ordensvertretern/Ombudsmännern/Mediatoren zusammen, schildern die Erlebnisse Auge in Auge, haben das auch schriftlich beim Orden eingereicht und hinterher ist das alles nicht wahr, weil beim Orden kein Antrag gestellt wurde oder der “beschuldigte Pater sagt, das stimmt nicht”, verstorben ist, nicht mehr zum Orden gehört oder unter Gedächtnisverlust leidet?

Und natürlich hat niemand etwas gewusst außer Pater Ollertz MSC (so Pater Dr. Kleer MSC der Presse gegenüber) und einem ehemaligem Ordensmitglied. Am Ende werden noch die einzigen aus Ordenskreisen, die die Wahrheit sagen, zum Sündenbock, weil Nestbeschmutzer.

Der bei weitem größte Teil der Betroffenen lehnt das Verfahren ab und hat keinen Antrag gestellt. Nicht zuletzt ist für die meisten Betroffenen die Höhe der in Aussicht gestellten Zahlung der “symbolischen Anerkennung” ein Symbol für die Missachtung den Opfern gegenüber.

“In meinen Augen tut der Orden alles, um, a) Aufklärung zu betreiben und b) auch eine Einigung mit etwaigen Opfern zu erzielen. Und bisher hat ja auch jeder, der Anträge gestellt hat, hat entsprechende Leistungen auf der Grundlage der Leitlinien erhalten”., sagt Basler.

Damit wäre das also auch “aufgeklärt”.

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01.03.2013

Und ewig grüßt das Murmeltier … Repeat.
Zum Scheitern der Mediation.

Die Leitlinien, auf die sich der Orden beruft

„Opfer sexuellen Missbrauchs bedürfen besonderer Achtsamkeit. Ihnen und ihren Angehörigen müssen bei der Aufarbeitung von Missbrauchserfahrungen Unterstützung und Begleitung angeboten werden.“

„Der Begriff des „sexuellen Missbrauchs“ im Sinne der Leitlinien

2. Diese Leitlinien beziehen sich auf Handlungen nach dem 13. Abschnitt des Strafgesetzbuchs, soweit sie an Minderjährigen begangen werden.

3. Zusätzlich finden sie entsprechende Anwendung bei Handlungen unterhalb der Schwelle der Strafbarkeit, die im pastoralen oder erzieherischen sowie im betreuenden oder pflegerischen Umgang mit Kindern und Jugendlichen eine Grenzüberschreitung darstellen.“

An diese Leitlinien hält sich der Orden nicht und beruft sich darauf – wenn es ihm nutzt.

Obwohl Herr Dr. Kleer uns im ersten Gespräch versicherte, dass die Glaubwürdigkeitsprüfung bereits durch das Bistum Speyer erfolgt sei und kein Thema mehr sei, zieht er unsere Glaubwürdigkeit in Zweifel.

In den Berichten, die wir ihm als Missbrauchsbeauftragten zugesandt haben, ist allein schon die Rede von 6 übergriffigen Ordensmitgliedern, in den Gesprächen wurde das auch deutlich zur Sprache gebracht. Die ihm vorliegenden Berichte und Aussagen ließen Herrn Dr. Haupert zu dem Schluss kommen, dass man von bis zu 8 Tätern nach obiger Definition ausgehen müsse, von mindestens 18 Opfern und einer hohen Dunkelziffer. Auch das wurde deutlich formuliert.

Der Orden hält sich nicht an Vereinbarungen

Das Mediationsverfahren wurde eindeutig beschrieben.Demnach konnten Aussagen und Berichte Betroffener an den Mediator geschickt werden, dies verbunden mit der Möglichkeit, auch im weiteren Verfahren dauerhaft gegenüber dem Orden anonym bleiben zu können. Diese Berichte sollten auch in der Frage der Zahl der Täter und Opfer zusätzlich als Grundlage dienen. Anerkennen wollte der Orden das Ergebnis nicht, da ihm teilweise die Berichte und Aussagen – angeblich – nicht selbst vorliegen.

Dass der Orden nun davon abrückt und daneben noch nicht einmal die ihm selbst vorliegenden Aussagen akzeptiert, ist ein klarer Bruch der diesbezüglich getroffenen Vereinbarungen.

Die Berichte von Opfern und Zeugen, die beim Orden selbst, beim Bistum Speyer, dem Ombudsmann Herrn Weidhaas, beim Mediator Herrn Prof. Dr. Haupert, bei Herrn Bischof Ackermann und bei der INITIATIVE eingegangen sind, werden ingnoriert bzw. pauschal als substanzlos gegeißelt, teilweise wird sogar indirekt unterstellt, es handele sich bei manchen Aussagen möglichweise um unwahre Behauptungen, da die beschuldigte Person sich nicht erinnern kann oder den Vorwurf bestreitet.

Institutionelles Wissen

Mehrfach bestätigte Pater Ollertz, er habe die Ordensleitung über die Übergriffe Welbergs informiert. Eine Mutter hatte dies bereits 1981 der Internatsleitung angezeigt. Es gibt Zeugenaussagen, dass im Hiltruper Konvent die Neigungen dieses Paters bekannt waren. Es gibt Zeugenaussagen über das Wissen der Homburger Leitung über die Hintergründe der Versetzung eines anderen Paters im Jahr 2000. Es gibt Aussagen über die Hintergründe des Ordensaustrittes eines weiteren Paters im Jahr 1990, dessen „Beziehung“ im Konvent nicht verborgen geblieben war. Es gibt Zeugenaussagen, nach denen die Schulleitung in den 1980ern über die Übergriffe eines Bruders informiert war und Zeugen für die Übergriffe. Und nicht zuletzt hatte jeder Täter schließlich das Wissen über sein eigenes Handeln, daher kann man bei der Anzahl der übergriffigen Ordensmitgliedern ohne Zweifel von „institutionellem Wissen“ sprechen.
All dies kam in den Mediationsgesprächen und auch schon vorher bei den Gesprächen in Speyer mit Pater Gahlen deutlich zur Sprache.

Der Orden verstößt gegen die Grundsätze eines Mediationsverfahrens.

Nachdem ein Ordensmitglied aufgrund der Weitergabe falscher Informationen aus den vertraulichen Mediationsgesprächen durch ein Mitglied des Ordens, dem Mediator durch einen Anwalt mit einer Klage drohte, legte dieser das Mandat nieder.

Der Orden bat jedoch um eine Weiterführung der Gespräche mit dem Mediator. Dieser willigte ein und nach anfänglichem Zögern stimmte auch die INITIATIVE zu.

In einem Mediationsverfahren ist es Voraussetzung, dass beide Parteien den Konflikt lösen wollen und dabei natürlich auch auf die Gegenseite zugehen müssen. Der Mediator sorgt für die Voraussetzungen, dass eine Vermittlung zustande kommen kann. Im Vorfeld wurden dann aufgrund der „personellen Veränderung“ im Orden schnell noch ein neuer Missbrauchsbeauftragter Herr Lehmann und neuer Gesprächspartner Pater Limburg präsentiert, mit beiden hatte und hat die INITIATIVE nichts zu tun, beide sind nicht umfassend informiert.

Unsere Position ist seit 3 Jahren klar und hinreichend begründet.
Unsere Forderung war bisher darauf ausgerichtet, eine gründliche öffentliche Aufarbeitung zu leisten, ein Bericht sollte erstellt werden und ein annehmbares Verfahren mit entsprechenden Entschädigungsleistungen für alle Opfer entwickelt werden.

Auch der Orden vertritt seit 3 Jahren die gleiche Position, indem er alles wegleugnet. Dabei verweist er auf die Leitlinien.

Die INITIATIVE zeigte die Bereitschaft, ihre Forderungen soweit zu reduzieren, dass es dem Orden möglich sein sollte, zumindest in der Frage der Entschädigung mit den Betroffenen der INITIATIVE eine Einigung zu erzielen. Dies sollte zum Abschluss der Gespräche führen und entsprechend positiv dokumentiert werden.

In keinem einzigen Punkt erklärte sich der Orden bereit, von der bisherigen Haltung auch nur ein klein wenig abzuweichen. Vielmehr bekräftigt er erneut seine nicht der Wahrheit entsprechende Darstellung in der Öffentlichkeit: Es handele sich um Einzelfälle, 2 Täter, 10 Opfer, außer Pater Ollertz habe niemand etwas gewusst, in den Akten stehe nichts, institutionelles Wissen habe es vor 2010 nicht gegeben, daher habe der Orden keine Verantwortung, daher gebe es keine Anpassung der Entschädigungsleistungen und kein anderes Verfahren. Es folgt der unvermeidliche Verweis auf die Leitlinien und dass es ihm leid tut, auch wenn er rein gar nichts dafür kann.

So musste die Mediation zwangsläufig scheitern und der Mediator hat folgerichtig das Mediationsverfahren beendet.

Fazit der dreijährigen Auseinandersetzung mit dem Orden.

Öffentlich gerügt wurde das Verhalten des Ordens auch vom Bistum Speyer und von Herrn Rörig, dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung. Die Berichte von Opfern und Zeugen, die beim Orden selbst, beim Bistum Speyer, dem Ombudsmann Herrn Weidhaas, beim Mediator Herrn Prof. Dr. Haupert, bei Herrn Bischof Ackermann und bei der INITIATIVE eingegangen sind, werden ingnoriert bzw. pauschal als substanzlos gegeißelt. Der Orden stellt sich über die Zusagen der Vertraulichkeit dieser Stellen gegenüber den Opfern. Er verkennt, dass die Glaubwürdigkeit der Opfer und die Plausibilität der Berichte mehrfach bestätigt wurde. Der Orden stellt sich außerhalb jeglicher Initiativen zur Aufarbeitung seitens der Regierung, der Kirche und außerkirchlicher Initiativen – unabhängig der Richtlinien von DBK/DOK, auf die er sich beruft und selbst nicht daran hält.

Darin steht:

„Sexueller Missbrauch vor allem an Kindern und Jugendlichen ist eine verabscheuungswürdige Tat. Dies gilt besonders, wenn Kleriker oder Ordensangehörige sie begehen. Nicht selten erschüttert der von ihnen begangene Missbrauch bei den Opfern – neben den möglichen schweren psychischen Schädigungen – zugleich auch das
Grundvertrauen in Gott und die Menschen. Die Täter fügen der Glaubwürdigkeit der Kirche und ihrer Sendung schweren Schaden zu. Es ist ihre Pflicht, sich ihrer Verantwortung zu stellen
.“

Der Orden hatte nie die Absicht, die Missbrauchsfälle wirklich aufzuklären und aufzuarbeiten. Zu bedrohlich und ungeheuerlich wäre das auch für das eigene Selbstverständnis, für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, für berufliche Existenzen und nicht zuletzt für die wirtschaftlichen Interessen. Der Orden war niemals bereit, die Verantwortung zu übernehmen und er wird das aus genannten Gründen auch niemals tun.

Und noch etwas steht in den Leitlinien:

“47. Eine angemessene Information der Öffentlichkeit unter Wahrung des Persönlichkeitsschutzes der Betroffenen wird gewährleistet.”

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27.02.2013

Das Murmeltier ist tot.

“Um die Mitte des 19. Jahrhunderts, als in Frankreich materialle Not einherging mit geistiger Leere und Orientierungslosigkeit, stellte sich einer den scheinbar unlösbaren Problemen entgegen: der Priester Julius Chevalier. Er gründete 1854 in Issoudun bei Bourges die Gemeinschaft Missionaires du Sacre Cœur (Herz-Jesu-MIssionare) mit dem erklärten Ziel, neue Kraft, Mut und Zuversicht in die Herzen der Menschen zu tragen.”

Quelle: hiltruper-missionare

Am Beginn des 21. Jahrhunderts, als materialler Überfluss einherging mit geistiger Leere und Orientierungslosigkeit, stellte sich keiner den Problemen, nicht einmal den lösbaren, entgegen und alles war egal geworden.

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22.02.2013

Gastkommentar von Jutta Lehnert, KSJ Trier

Erfahrungsbericht aus dem „Bündnis Aufklärung“ parallel zur Bischofskonferenz in Trier

Dienstagmorgen, Schülercafé in der Weberbach. Man trifft sich hier, um kurz zu beraten. Einer ist besonders empört, hat Tränen in den Augen. Der Auslöser: Der Satz von Bischof Zollitsch, zitiert im Trierischen Volksfreund: Da gebe es „ ein paar Leute, die glauben für die Opfer zu sprechen.“ Ein betroffener Zeuge ist er, aus der Gruppe der Ehemaligen des Johanneum Homburg. Wir sagen lieber „betroffene Zeugen“ statt Opfer. „Das ist für mich wie ein Schlag ins Gesicht.“ Wir sind uns einig, dass dieser unangemessene Umgang mit tief verletzten Menschen nicht in Einklang zu bringen ist mit dem Amt eines Bischofs. Es bewahrheitet sich, was der Jesuitenpater Christian Herwartz aus Berlin bei der ersten Veranstaltung am Abend davor gesagt hat: Man hört den Opfern nicht zu, man tut nur so, als würde man zuhören. Man hört nicht mit dem Herzen und deshalb hat das Hören auch keine Konsequenzen. Später werden uns Fotos gezeigt. Einige der betroffenen Zeugen und Zeuginnen waren bereit, für den Kreuzweg Kinderfotos herauszusuchen. Welches Gefühl das wohl sein mag, ein Foto von damals wieder in die Hand zu nehmen, sich selbst als noch nicht oder gerade verletztes Kind in Erinnerung zu rufen? Einige geben die Fotos nur für den Kreuzweg her, wollen nicht, dass die Kameras sie verbreiten. Noch nach 40 Jahren ist die Scham groß, ist der Schmerz lebendig.

Ohne mitfühlendes Zuhören bleiben die Tatbestände auf Distanz, die Folge ist höchstens eine oberflächliche Betroffenheitsrhetorik. Vor diesem Hintergrund laufen alle Präventionsmaßnahmen ins Leere, denn man müsste für eine wirkungsvolle Prävention wissen, wovor man sich hüten oder was man vermeiden muss. Prävention setzt voraus, dass man das, was geschehen ist, umfassend verstanden hat. So sagt es auch der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke aus Bonn, der mit leiser Ironie die Gestrigkeit des Kirchenrechts vorführt. Das sieht zwar den Tatbestand der sexualisierten Gewalt durch Kleriker vor, ist aber gleichzeitig inkompatibel mit dem weltlichen Recht. Fragen, die jeder deutsche Bischof sich seit den ersten bekannt gewordenen Fällen in den USA und in Irland hätte stellen müssen, werden von ihm klar benannt: Haben Sie sich mit den anhängigen Verfahren und der Aktenlage Ihres Vorgängers so befasst, dass die Verantwortung auch wirklich übernommen wurde? Haben Sie sich wirklich intensiv Opfererfahrungen ausgesetzt? Haben Sie ein reines Herz, was die Beachtung der kirchenrechtlichen und staatsrechtlichen Regelungen angeht? Nicht nur Individuen sondern auch Institutionen haben ein Problem damit, Schuld anzunehmen. Dann überwiegt ein zur Schau gestellter guter Wille, der sich im Umgang mit den Opfern nicht bewahrheitet. Neu war für mich die Information des Psychologen Rainer Banse, dass unter den Tätern in der Kirche der Anteil der brutalen und sadistischen Gewalttäter höher ist als im gesellschaftlichen Feld. Er führt die Übergriffe weniger auf Pädophilie als auf Vereinsamung, ungeklärte Sexualität und Alkoholprobleme zurück. Das Männerbündische und die hierarchischen Machtstrukturen der Kirche wirkten dabei begünstigend.

Mit der Aussage „Aufklärung spaltet“ wies Jesuitenpater Herwatz darauf hin, dass der Weg der Bekehrung zu den Opfern konfliktreich ist, eine Erfahrung, die man zur Zeit im Jesuitenorden macht (Das Buch dazu: Unheilige Macht). Das zeigte sich auch an der zögerlichen Haltung von kirchlichen Gruppen und Verbänden, das „Aktionsbündnis Aufklärung“ zu unterstützen. Dafür war der Wunsch, Hintergrundinformationen zu erhalten und Betroffenen zu begegnen, recht stark. Auch der zweite Abend mit Autorenlesungen war gut besucht. Aus den Berichten vor allem von Rainer Stadler über das Kloster Ettal, aber auch aus den Recherchen von skydaddy (Matthias Krause) und Thomas Schnitzler wird deutlich, wie perfide nicht nur die Taten, sondern auch die Strategien der Vertuschung wirkten. Es herrschte eine bedrückende Atmosphäre im Saal der VHS gegenüber dem Dom, die Verbrechen an den Kindern kamen sehr nahe.

Wie schon am ersten Abend gingen wir dann zum Kornmarkt, um die Laserinstallation zu betrachten, die recht eindrucksvoll an der alten Post unter anderem die Wörter „Aufklärung!“, „Herzensverkalkung“ und „Seelenmordende Seelsorger“ aufscheinen ließ. Das kalte Wetter machte es leider Passanten schwer, länger zum Betrachten zu verweilen. Am Kreuzweg nahmen nur rund 30 Leute teil – natürlich könnte man die die ungewöhnliche Kälte an diesem Abend als Erklärung dafür nehmen. Aber mir scheint es eher die noch ihn den Herzen vorherrschende Kälte zu sein, die sich gegen die Wahrheit sträubt. Bei jeder Station des Leidensweges wurden Tatbestände auf Plakaten dokumentiert und nach einer Zeit der Stille mit einem Wort aus den Klagepsalmen verbunden. Ein hörendes Herz, ein aufmerksames Auge und ein mutiger Mund – darum ging es. Nach dem Kreuzweg war noch Gelegenheit, mit einzelnen Opfern zu sprechen. Es ist empörend, wie mit ihnen bis zur Stunde umgegangen wird: Es reicht einfach nicht, sie einfach einzuladen, ihnen dann Mitarbeiter des Bistums und das „volle Programm der Prävention“ vorzustellen – dabei aber sie selbst kaum zu Wort kommen zu lassen. Eine Kirche, die sich den Opfern zuneigen will, muss neben ihnen aushalten, ihre Sprache, ihre Ängste, ihre Beschuldigungen an sich herankommen lassen – und ihren schweren Weg zur Heilung mitgehen. Daran fehlt es, so ist das. Wie aus dem unwürdigen Streit um die Zahlungen an die Opfer mittlerweile klar wird, sind die Opfer weder bei der Kirche noch beim Staat in guten Händen. Sie sind lästige Störfaktoren, so sieht da aus.

Andere Themen scheinen der Bischofskonferenz wichtiger: Der eucharistische Kongress, das neue Gotteslob und ein widersprüchliches Angebot an „die Frauen“ in der Kirche. Ja, auch die Pille danach. Die Bischöfe sind öffentlich unter Druck geraten, deshalb wird aufgeregt und halbprofessionell reagiert. Was ihnen vorkommt wie ein großer Schritt, ist aber keine wirkliche Lösung. Wie kann man nur meinen, die Schuldgeschichte der Kirche gegenüber „den Frauen“ sei mit einem „Segnungsamt“ aus der Welt zu schaffen? Mir fällt dazu nur ein, dass so etwas nur den Fortbestand der ungerechten Verhältnisse absichert und „die Frauen“ zu Trümmerfrauen der Kirchenkrise degradiert werden. Gesegnete Putzlappen, mehr ist es nicht.

Die offizielle Kirche muss endlich erkennen, dass sich Christus im Gesicht der Opfer spiegelt. Ohne diese Erkenntnis verfehlt sie ihren Auftrag.

Jutta Lehnert

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23.01.2013

Parallelen.

Gastbeitrag von Bernhard Rasche: Opfer werden nicht gehört. Ein Betroffener über die Aufklärungspraxis der katholischen Kirche bei Missbrauchsfällen.

www.mainpost.de

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01.11.2012

Artikel im Pilger: “Wird Haupert erneut Mediator?”

Das würde die INITIATIVE sehr begrüßen und so hatte sich ja bereits Geschäftsführer Christoph Basler gegenüber der Presse geäußert. Auch der Orden lobte die Zusammenarbeit – bis ein Ordensmitglied aufgrund der Weitergabe falscher Informationen rechtliche Schritte einleitete.

Eine Weiterführung der Gespräche bedarf unbedingt der Moderation durch eine kompetente Person und das ist Herr Dr. Haupert ohne Zweifel.

Neuer Missbrauchsbeauftragter des Ordens ist Herr Prof. Dr. Lehmann. “Er sei von den Herz-Jesu-Missionaren angefragt worden, unterhalte zu einigen der Patres freundschaftliche Verbindungen.”, so der Pilger.

“Der evangelische Mediziner sieht seine Rolle als Missbrauchsbeauftragter klar in den Leitlinien der Bischofskonferenz zum Umgang mit Missbrauchsfällen definiert: Wenn sich ein Opfer bei ihm meldet, dann sucht er den persönlichen Kontakt zu den Menschen.
Anschließend gibt es ein Protokoll, in dem der Hilfesuchende seine Erinnerungen an den Missbrauch aufschreibt. Dr. Lehmann leitet dann dieses Papier an den Orden weiter.”

„Ich sehe es als meine Bürgerpflicht an, den Orden in dieser schwierigen Situation zu unterstützen“, heißt es weiter.

Moment mal. Meldet sich das Murmeltier etwa schon wieder und diesmal sogar am hellichten Tag?

Den Orden unterstützen – ja, das scheint in den Richtlinien irgendwo versteckt zu sein, das taten schon die Vorgänger nach Kräften.

Den Orden unterstützen – Nicht etwa die Opfer!

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Kontakt Missbrauchsbeauftragter

Klickt man auf der Seite der Hiltruper Missionare den Missbrauchsbeauftragten an, erscheint ein Kontaktformular – wiederum auf der Seite der Hiltruper Missionare.

Kontaktformular

Ihre E-Mail-Adresse:
Betreff:
Text:

Das schafft wirklich Vertrauen !

(Inzwischen hat man reagiert und der Link führt nicht mehr zum Kontaktformular. -Red.)

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27.10.2012

www.rheinpfalz.de

Diskretes Hamsterrad und das Murmeltier grüßt immer weiter.

An wen leitet der neue Missbrauchsbeauftragte die Schriftstücke weiter? An den Orden? An wen bitte? An den neuen Provinzial und alten Missbrauchsbeauftragten etwa? Dann hat er es doppelt und dreifach, das kann nicht schaden und je mehr davon wissen, umso besser. Vielleicht kommt ja noch der ein oder andere dazu, der das noch nicht verstanden hat. Und dann? Ab ins diskrete Hamsterrad. Gab es da nicht mal eine Kommission dafür, glauben wir uns dunkel zu erinnern? Das also sind die Richtlinien?

Widmen wir uns einmal dem Kernsatz: “Er darf es weder kommentieren noch persönliche Stellungnahmen dazu abgeben.”

Ja also, da ist es ja wieder, da hätten wir uns aber auch gewundert. Da waren Missbrauchsbeauftragte des Ordens in der Vergangenheit aber deutlich redseliger, wenn auch nicht wirklich auskunftsfreudiger im Hinblick auf die versprochene “umfassende Aufklärung”. Also, der neue jedenfalls darf nicht, er ist ja nur Briefkasten und Postbote in einer Person.

Ein wirklich glaubwürdiges und diskretes Verfahren, wenn auch ein ganz klein wenig skurril.

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24.10.2012

Gastkommentar zur Mandatsniederlegung des Mediators Herrn Prof. Dr. Haupert:

Opfer, die sexuelle Gewalt innerhalb der Kirche anzeigen, müssen mit Anzeigen rechnen. Das ist bekannt. Dass auch gegen Mediatoren juristisch vorgegangen wird, ist neu. Matthias Katsch formulierte es Anfang 2012 mal so: “Bei Betroffenen von sexueller Gewalt im Bereich von Institutionen wie der katholischen Kirche kommt zum eigentlichen Verbrechen [die] zweite Tat durch die Institution hinzu. Diese hat in der Vergangenheit gar nicht oder nicht adäquat auf Rückmeldungen von Opfern reagiert. Dieses zweiten Verbrechens werden sich die nun erwachsenen Opfer aber erst im Zuge der Aufdeckung und des Sprechens über den Missbrauch bewusst. …Die Opfer wurden alleine gelassen.“ Diese Entwicklung ist desaströs – für die Opfer – und für die Glaubwürdigkeit der Kirche. Die Glaubwürdigkeit der kath. Kirche kann dann auch nicht durch Events wie Papstbesuch, Weltjugendtage, Jahr des Glaubens, … wiederhergestellt werden. Sie wird daran gemessen, wie die Kirche mit den Opfern der eigenen Pastoral umgeht.

Quelle: http://www.gottes-suche.de

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14.10.2012

Zu den Artikeln in der Rheinpfalz

Wie begründet und aktuell das Positionspapier der INITIATIVE für Berlin ist wurde erneut bestätigt.

Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis das Bemühen der INITIATIVE um die Wahrheit im Ansatz Erfolg hatte. Die Dunkelziffer dürfte noch erheblich höher liegen. Wir bedanken uns bei all den aufrichtigen und mutigen Menschen, die zu dem Unrecht nicht schweigen.

Warum konnte das so lange dauern? Einfach deshalb, weil es geht und weil ein wirkliches Interesse an Aufklärung, Aufarbeitung, Übernahme von Verantwortung und Wiedergutmachung in vielen Institutionen nicht besteht.

Das sollte doch Anlass genug sein, dass die Ordensoberenkonferenz und die Bischofskonferenz ihre Richt- und Leitlinien im Umgang mit Betroffenen und Tätern gründlichst überarbeiten, auch im Sinne einer erfolgreichen und glaubwürdigen Prävention.

Unser Positionspapier

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20.9.2012

Der Weg des Versteckspielens

Das erneute Versagen bei der Aufklärung und Aufarbeitung, beim Umgang mit Betroffenen, die Unfähigkeit, Wahrheit und Fehler einzugestehen und die Weigerung, Verantwortung zu übernehmen bedürfen wohl keines Kommentars mehr.

Auch die sinkenden Schülerzahlen, die Pressestimmen, die Kirchenaustritte, die Bemühungen der Elternvertretung und die öffentlichen Appelle Bischof Wiesemanns und des Generalvikars Herrn Dr. Jung scheinen an der Haltung des Ordens der Hiltruper Missionare nichts ändern zu können.

Waren schließlich bereits die Versuche des Bistums, den Orden zur Aufklärung und Aufarbeitung zu bewegen, am Widerstand des Provinzials des Ordens Herrn Pater Werner Gahlen (MSC) sowie des Missbrauchsbeauftragten Herrn Pater Dr. Martin Kleer (MSC) gescheitert wie auch jetzt die Vermittlungsbemühungen des Mediators Herrn Prof. Dr. Haupert.

Die Weiterführung des Ombudsmannmodells des Bistums mit Herrn RA Rüdiger Weidhaas wurde von Herrn Pater Dr. Kleer als Missbrauchsbeauftragten abgelehnt ebenso wie weitere Gespräch mit ihm als Mediator, da seine Neutralität in Zweifel gezogen wurde.

Unser darauf folgender Vorschlag, Frau Andrea Fischer, ehemalige Gesundheitsministerin und Publizistin, als Mediatorin zu beauftragen, wurde ebenfalls abgelehnt. Sie hatte sich bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen. Bereits bei den Jesuiten hatte sie einen Bericht zu den Missbrauchsfällen dort erstellt.

Und nun wurde der letzte Mediator, Herr Prof. Dr. Haupert aufgrund der Androhungen juristischer Schritte seitens eines Ordensmitgliedes zur Aufgabe veranlasst.

Das Verfahren anhand der Leitlinien sei der beste und einzig richtige Weg, so der Missbrauchsbeauftragte Herr Dr. Kleer.

Auf jeden Fall für ihn und die Ordensgemeinschaft, so scheint man innerhalb des Ordens zu glauben.

Siehe auch Pressespiegel

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23.6.2012

Und ewig grüßt das Murmeltier

zum Artikel im Pilger vom 22.06.2012

Beklagte sich der Missbrauchsbeauftragte des Ordens der Hiltruper Missionare, Herr Pater Dr. Martin Kleer (MSC), anlässlich des Gespräches in Kaiserslautern noch über den Konfrontationskurs, dem sich der Orden zu Unrecht ausgesetzt sah, so offensichtlich wird erneut der Grund für diesen Kurs. Als hätten die Gespräche in Speyer und die beiden Gespräche in Kaiserslautern niemals stattgefunden und als wäre er in seiner Eigenschaft als Missbrauchsbeauftragter bei den Gesprächen in Kaiserslautern nicht dabei gewesen.

Immer mehr entpuppen sich die Richtlinien der DOK als das, was sie sind: Richtlinien zum Schutz der Institutionen, in denen wie am Johanneum Kinder und Jugendliche missbraucht wurden, missbraucht von Männern einer katholischen Ordensgemeinschaft, denen sie anvertraut waren.
Was mag der Grund sein, dass das mittlerweile allseits Bekannte und Offensichtliche weiter geleugnet wird und die Verantwortung für das erlittene Unrecht und die Gewalt, für das seelische und körperliche Leid und für zerrissene Biographien weiter abgelehnt wird?
Für Taten Einzelner – und damit sind weiter ausdrücklich nur zwei derzeitige Mitglieder des Ordens gemeint – könne sich der Orden nicht entschuldigen. Ein drittes ehemaliges Ordensmitglied, das die missbräuchliche „Beziehung“ zu einem Jugendlichen im Internat des Johanneums eingestand, gehe ihn nichts an, da er (heute) nicht (mehr) zum Orden gehöre, so Herr Dr. Kleer auf konkrete Nachfrage. Offenbar genauso wenig wie die Übergriffe weiterer Ordensmitglieder, von denen er angeblich nichts weiß.

Wurde lange Zeit lediglich von zwei Tätern und sechs Betroffenen gesprochen, so räumt er nunmehr die Vergehen und Verbrechen an zehn Betroffenen durch immer noch zwei Täter ein. Bei dem letzten Gespräch in Kaiserslautern wurde jedoch deutlich, dass man von weit mehr Betroffenen als bisher bekannt ausgehen muss und dabei von bis zu acht übergriffigen Ordensmitgliedern, immerhin etwa ein Drittel der ständigen Belegschaft am Johanneum in den Jahren 1970 bis 2000. Die Aussagen namentlich bekannter Betroffener gegenüber dem von beiden Seiten anerkannten neutralen Moderator der laufenden Gespräche und gleichzeitigen Ansprechperson für Betroffene und Opfer unter vorher vereinbarter Wahrung ihrer Anonymität bzw. gegenüber den seinerzeitigen Ansprechpartnern und Obmänner des Bistums Speyer werden ignoriert; eine mit Sicherheit existierende Dunkelziffer gar nicht beachtet.
Es verwundert doch deutlich, dass man von Verantwortung für die Geschehnisse als Ordensgemeinschaft so rein gar nichts wissen will. Auch dass der langjährige Internatsleiter, Pater Ollertz mehrfach darauf hingewiesen hat, dass er im Fall des nunmehr kirchenrechtlich bestraften Haupttäters Pater W. in den Jahren 1981 bzw. 1986 die Ordensleitung, damals Herr Pater Dr. Völler, informiert habe, ist offenbar kein Grund, zumindest einen Teil der Verantwortung zu übernehmen und Fehler einzugestehen. Immerhin hätten weitere Übergriffe verhindert werden können und nicht noch mehr Kinder und Jugendliche wären zum Opfer geworden, hätte die Ordensleitung entsprechend gehandelt. Auch wäre es für Betroffene möglich gewesen, strafrechtliche Konsequenzen einzufordern und zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen, bevor eine Verjährung dies verhindert.

Unverändert stehen die Stellungnahmen auf der Seite des Johanneums und auf der Homepage der Hiltruper Missionare. Waren es erst zwei Täter und 6 Betroffene, so sind es heute offiziell 10 Betroffene und immer noch zwei Täter.
Aber nie hat man etwas gewusst, nie hätte man etwas anders, besser machen können, nie hatte man Verantwortung und hat sie heute nicht.

Warum ist für die Betroffenen die einseitige Darstellung der Vergangenheit durch die Ordensoffiziellen in der Öffentlichkeit so unerträglich? Ganz einfach – weil es nicht die Wahrheit ist!

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Aufklärung auf katholisch

Das Verhalten Herrn Bischof Ackermanns betrifft auch einen Fall am Johanneum. Einer der Betroffenen hatte sich an Bischof Ackermann gewendet und einen ehemaligen Pater der Herz-Jesu-Missionare Hiltrup, ehemals Internatspräfekt am Internat Johanneum, belastet. Anstatt Hilfe zu erfahren, sah sich der Betroffene jedoch plötzlich einer Klage des Pfarrers ausgesetzt.

Die über Jahre erfolgten Taten an dem damals minderjährigen Schutzbefohlenen wurden zwar zugegeben, das Verfahren von der Staatsanwaltschaft jedoch aufgrund der Verjährung eingestellt. Der heutige Pfarrer einer saarlänischen Gemeinde wurde nach vorübergehender Suspendierung von Bischof Ackerman rehabilitiert und ist seitdem wieder in seiner Gemeinde tätig. Insbesondere die Arbeit mit einer großen Messdienergruppe gehört weiter zu seinen Aufgaben.

“Gespräche im Sinne der Leitlinien konnten damit nicht geführt und Hilfsangebote nicht gemacht werden.”

Wie berechtigt unsere Kritik an den Leitlinien ist, zeigt sich auch hier erneut. Da sich der Betroffene in diesem Fall nicht an den Missbrauchsbeauftragten des Ordens der Hiltruper Missionare wendete, sondern an Bischof Ackermann persönlich, wird dieser Fall von dem Missbrauchsbeauftragten der Hiltruper Missionare bis dato ebensowenig “mitgezählt” wie der ehemalige Pater des Ordens als Täter. Zudem gehört er nicht mehr dem Orden an und fällt somit nicht in den eigenen “Zuständigkeitsbereich”. Hilfe bekam der Betroffene bis heute nicht.

Im vollen Umfang die Missbrauchsfälle am Johanneum aufzuklären – das versprach im Februar 2010 der Provinzial der Hiltruper Missionare Herr Pater Gahlen ebenso wie Herr Bischof Ackermann “Null-Toleranz”.

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Kleine Schritte

Vor zwei Jahren wurden Missbrauchsfälle am Johanneum erstmals auch öffentlich
bekannt. Der nun veröffentlichte Bericht auf der Homepage des Ordens ist ein weiterer
Schritt bei der Aufklärung und Aufarbeitung.

Die dort veröffentlichten offiziellen Angaben des Ordens über die Anzahl Betroffener und
übergriffiger Ordensmitglieder decken sich allerdings noch nicht mit unseren
Erkenntnissen, die wir im Rahmen unserer nunmehr zweijährigen Arbeit gewonnen haben.
Die Erkenntnisse der verschiedenen Ansprechpartner wurden noch nicht vollständig
miteinander abgeglichen. Die Angaben beziehen sich offenbar ausschließlich auf die
Angaben Betroffener, die sich bei den Ansprechpartnern des Ordens selbst meldeten.

Bisher wurden zwei der Täter suspendiert, einer davon also gut 30 Jahre nach dem
internen Bekanntwerden seiner Taten.

Letztlich wird die Frage nach der genauen Anzahl der Betroffenen nie vollständig zu klären
sein. Bekannt sind bereits etliche Fälle. Jeder Fall sexuellen Missbrauchs ist einer zu viel
und richtet im Leben der Betroffenen lebenslang anhaltenden Schaden an. Von einer
hohen Dunkelziffer ist ohnehin auszugehen, betrachtet man den langen Zeitraum, in dem
Männer immer wieder, teils mehrfach, Kinder und Jugendliche missbrauchten.

Der Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Herr Pater Dr. Kleer (MSC) darf als
unvorbelastet gelten. Das ist wohl einer der Gründe, warum er diese Funktion ausübt .
Inwiefern er diese Aufgabe unabhängig erfüllen kann und will und inwiefern ihn die
Ordensgemeinschaft bei der im Februar 2010 versprochenen Aufklärung und Aufarbeitung
unterstützt, wird sich bei den weiteren Gesprächen sicher zeigen.

Wir begrüßen die Bereitschaft des Ordens, in der Frage der Therapiekostenübernahme
alternativ/ergänzend zu den Richtlinien der DOK und DBK individuell auf die Bedürfnisse
der Betroffenen einzugehen, sofern die Krankenkassen nicht zahlen. Wir gehen davon aus
und erwarten, dass dies auch vollumfänglich geschieht. Inwiefern zuvorderst die
Krankenkassen und somit die Versicherten für Therapiekosten aufkommen müssen und
nicht die Verursacher, darf grundsätzlich in Frage gestellt werden. Zum Teil fordern
Krankenkassen bereits Ersatz.

Dass seit Inkrafttreten der Richtlinien der DOK und DBK erst drei der Betroffenen (zu
denen wir keinen Kontakt haben) einen entsprechenden Antrag auf „materielle Leistung in
Anerkennung des Leids“ gestellt haben, werten wir als deutliches Zeichen dafür, dass die
Akzeptanz dieses über die Köpfe der Betroffenen festgesetzten Verfahrens bei den Opfern
sexuellen Missbrauchs nicht gegeben ist. Die strenge Einhaltung des Verfahrens kann
somit nicht der geeignete Weg zur Aufklärung, Aufarbeitung und Wiedergutmachung sein,
wenn der Orden seiner Verantwortung gerecht werden will.

Die immer noch offen gebliebenen Fragen sollten möglichst bald in einem weiteren
moderierten Gespräch erörtert werden. Wir erwarten, dass als deutliches Zeichen für die
Gesprächsbereitschaft auch bei der Terminplanung Prioritäten gesetzt werden, denn
bereits „vor zwei Jahren, Ende Februar 2010, wurde bekannt, dass es auch am
Johanneum Missbrausfälle gab.“

Solange dauert nun schon unsere intensive und mitunter schwer belastende
Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit, die immer gegenwärtig bleibt und uns
unser Leben lang begleiten wird.

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INTERNA

Früher, so war es üblich, wurden die Verbrechen an Kindern in kirchlichen Institutionen oftmals als “innere Angelegenheit” der Kirche betrachtet. Täter wurden in andere Gemeinden versetzt, die nichts davon wussten und ihre Kinder dem neuen Pfarrer anvertrauten. Oder sie wurden als Seelsorger in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen oder Behinderteneinrichtungen eingesetzt, um sie aus der Schusslinie zu bringen. Oder Täter waren eben für eine Weile offiziell auf einer Fortbildung und kehrten dann zurück. Und machten weiter.

Jahrzehntelang wurden also diese Fälle als “Interna” betrachtet, Konsequenzen und Strafen, die der Gesetzgeber für Kindesmissbrauch und Missbrauch von Schutzbefohlenen vorsah, gab es nicht. Hilfe für die Betroffenen gab es ebenfalls nicht.

Heute sagt man uns und den Betroffenen anderer kirchlichen Institutionen, es sei alles verjährt. Und zieht sich auf die Rechtslage zurück, die man in diesen Institutionen jahrzehntelang zu ignorieren wusste. Konsequenzen gibt es so gut wie nicht. Dafür gibt es die Richtlinien der DOK und DBK, Präventionsverordnungen, “freiwillige Leistungen in Anerkennung des Leids” usw.

Und wieder ist es also eine “interne Angelegenheit”, da man heute die Liebe zum Rechtssystem entdeckt hat und sich auf die Verjährung der Taten berufen kann, deren Ahndung ausblieb, als man das noch unbehelligt als “interne Angelegenheit” behandeln konnte .

Wirkliche Hilfe für die Betroffenen gibt es immer noch nicht, die Täter und Verantwortlichen werden nicht zur Rechenschaft gezogen, aufgeklärt wird nur ansatzweise, die Aufarbeitung für Betroffene teilweise zur erheblichen Belastung und Entschädigungen gibt es nicht.

Deshalb setzen wir uns u.a. in Berlin für die Aufhebung der Verjährungsfristen ein, denn nur so scheint es möglich, eine umfassende Aufklärung, Möglichkeiten zur Aufarbeitung und eine angemessene Entschädigung für Betroffene zu errreichen.

Solange nicht umfassend aufgeklärt wird, den Betroffenen bei der Aufarbeitung keine wirkliche Hilfe zuteil wird, Entschädigungen nur Symbolcharakter haben und personelle Konsequenzen ausbleiben, solange wird der umfassende Schutz von Kindern genauso ein frommer Wunsch bleiben wie eine Erneuerung der Kirche.

Nicht nur in kirchl. Institutionen, sondern überall dort, wo Kindern Gewalt angetan wurde.

Unabhängig von unseren gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Betroffenen auf politischer Ebene werden wir unter Leitung des Mediators Herrn Prof. Dr. Haupert die Gespräche mit dem Orden der Herz-Jesu-Missionare fortführen, um eine Einigung zu erzielen.

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Aufarbeitung

“Bei der Aufarbeitung sei der Orden gefordert, man sei da auf einem guten Weg, es gebe Enschädigungszahlungen und Gespräche mit den Opfern” heißt es im Artikel der SZ vom 20.8.2011.

Es ist richtig, dass ein moderiertes Gespräch der INITIATIVE mit dem Missbrauchsbeauftragten des Ordens Herrn Pater Dr. Kleer, Herrn Pater Gahlen und Herrn Pater Ollertz stattgefunden hat. Weitere Gespräche sollen folgen. Bisher wurden von Mitgliedern der INITIATIVE oder anderen Betroffenen, die mit ihr in Kontakt stehen, noch keine Anträge auf Entschädigung gestellt. Zu den Betroffenen, die sich bei Herrn Feltes, bei dem Missbrauchsbeauftragten Herrn Pater Dr. Kleer oder anderen Ansprechpartnern gemeldet haben, besteht nach wie vor kein Kontakt der INITIATIVE. Als positives Zeichen werten wir, dass die von uns kritisierte Stellungnahme, in der bezugnehmend auf den Feltes-Bericht von ausschließlich 6 Fällen und zwei Tätern die Rede war, von der Homepage des Ordens entfernt wurde. Ob die Aufklärung und Aufarbeitung der Missbrauchsfälle auf einem guten Weg sind, wird sich in den weiteren Gesprächen und in der Bereitschaft, die Verantwortung zu übernehmen, zeigen. Ein Anfang ist zumindest gemacht.

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Film “Und wir sind nicht die Einzigen” über die Odenwaldschule.

Es herrscht Sprachlosigkeit und Erschrecken bei den Betroffenen. Wir sind schockiert über die Parallelen.
Sei es das Vorgehen der Täter, der Einfluss der Übergriffe auf die Biographien von uns Betroffenen oder die Haltung der damaligen und heutigen Verantwortlichen sowie der heutige Umgang mit uns. In nahezu allen betroffenen Einrichtungen, ob in staatlicher, kirchlicher oder privater Trägerschaft, in Sportvereinen oder Familien gleicht sich das Bild.

Zum Download des Films:

Und wir sind nicht die Einzigen

Und auch wir sind “nicht die Einzigen”. In unserer Link-Sammlung finden Sie weitere regionale und bundesweite Initiativen und Vereine Betroffener sexueller Gewalt, Anlaufstellen und Hilfsangebote.

In diesem Zusamenhang machen wir auch auf die Sendung vom 24.5.2011 “Menschen bei Maischberger” aufmerksam, die zeitgleich lief.

Zum Download der Sendung:

Ein Jahr Kampf gegen sexuellen Missbrauch

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Krise, Anspruch und Wirklichkeit, Worte und Taten

Vortrag von Herrn Pater Prof. Berges (MSC) (Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung zur Ausbildung von Kindern und Jugendlichen, die alleinige Gesellschafterin der Johanneum gGmbH ist), Pressedienst Münster, 31.3.2011

“Die Schutzräume des Vertrauens, in denen Erwachsenwerden gelingen sollte, wurden zu Schauplätzen des Bösen.” Das wurden sie nicht von alleine, sie wurden geschaffen. In die eiternden Wunden müsse man den Finger legen. Statt erneut den Finger in die Wunden der Betroffenen zu legen und die selbst verursachte Krise zu bedauern, sollte der Finger endlich in die eigene Wunde gelegt werden – durch eine umfassende Aufklärung und Übernahme der Verantwortung.

Pressedienst Münster 31.3.11

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Artikel in der Rheinpfalz vom 9.4.2011

In seinem Schreiben vom 6. April 2011 an die INITIATIVE schrieb Generalvikar Herr Dr. Jung, es bestehe ein schwerer Dissens über die Frage, wie mit den Missbrauchsfällen und den Betroffenen umzugehen sei. Dieses Schreiben erhielt im selben Wortlaut der Provinzial des Ordens der Hiltruper Herz-Jesu-Missionare, Herr Pater Werner Gahlen (MSC).

Wenn das bischöfliche Ordinariat des Bistums Speyer so offen und wiederholt das Verhalten des Ordens rügt, so geschieht das doch gewiss nicht auf Grundlage irgendwelcher Gerüchte.

Seit über einem Jahr bemühen sich die Betroffenen, unterstützt vom Bistum Speyer, die damaligen wie heutigen Verantwortlichen des Ordens der Herz-Jesu-Missionare zu einer umfassenden Aufklärung zu bewegen.

Die Einsetzung eines unabhängigen, befugten und neutralen Ermittlers, moderierte Gespräche mit den Betroffenen, die Einrichtung eines runden Tisches, daraus resultierend die Erstellung eines umfassenden Berichtes – all dies wurde vom Orden abgelehnt. Die Forderung nach umfassender Aufklärung seitens der Elternvertretung wurde ignoriert und die Schulleitung vermutlich an eigenen Bestrebungen dazu gehindert. Auf Gesprächsangebote der INITIATIVE wurde bisher nicht reagiert.

Der Missbrauchsbeauftragte des Ordens, Herr Pater Dr. Martin Kleer (MSC) spricht nun davon, jetzt brauche man keinen Detektiv mehr, “der alles durchstöbert“. Die Betroffenen sehen das anders und sich in ihrer Kritik bestätigt. Gerade dies wurde nämlich trotz des Versprechens des Provinzials Herr Pater Werner Gahlen (MSC) im Februar 2010, für umfassende Aufklärung zu sorgen, bisher nicht getan.

Was mögen die Gründe dafür sein? Warum scheint sich der Orden so kategorisch einer Aufklärung durch Dritte zu verschließen, warum sollte es offenbar keine Ermittlungen geben, warum keinen umfassenden Bericht, warum verweigert der Orden bisher konsequent das offene Gespräch mit den Betroffenen? Warum bleibt er weiterhin bei der ursprünglichen Stellungnahme?

Ist es verwunderlich, dass die Menschen in Anbetracht des Umgangs mit den Missbrauchsfällen, wofür das Verhalten des Ordens exemplarisch zu sein scheint, das Vertrauen in die Kirche und ihre Institutionen verlieren?

Wie ließ noch der Pfarrer einer Neunkircher Gemeinde (damals selbst Ordensmitglied und Internatspräfekt im Internat), der die sexuelle Beziehung mit einem schutzbefohlenen Jugendlichen eingestand, im Pfarrbrief seiner Gemeinde verlauten: Die steigenden Austrittszahlen seien hauptsächlich in der Möglichkeit begründet, die Kirchensteuer einzusparen.

Glauben Sie das wirklich?

(Anm. der Red.: Die Mutter eines Betroffenen wendete sich zeitnah zum Missbrauch an den damaligen Internatsleiter P.O, dem seit Februar 2010 die Ausübung aller seelsorgerischen Dienste im Bistum Speyer untersagt wurde. Für die Rückversetzung von P.W. nach Homburg nach einem Jahr jedoch sollen die damaligen Ordensoberen verantwortlich gewesen sein. Die damaligen Verantwortlichen zeichnen auch heute noch im Provinzrat des Ordens, in der Hiltruper-Missionare GmbH, in der Stiftung zur Ausbildung von Jugendlichen, dem Stiftungsrat sowie in der Johanneum gGmbH verantwortlich in entsprechender Funktion)

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Im Kreis geschickt

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Zuständigkeiten

Der juristische Sachverstand eines Laien reicht hier vielleicht gerade noch aus, um das zu verstehen, soweit sich das Problem weiter auf einer rein formaljuristischen und somit den Verursachern dienenden Ebene befindet.

Fazit jedoch: Die damals Verantwortlichen sind heute zuständig für die Aufklärung und Ahndung ihrer eigenen Taten und betreuen die Betroffenen. Das klingt wirklich nach einem ausgeklügeltem Rechtssystem.

Zumal es auch heutige Rechtsnormen gibt, verankert in der Stiftungssatzung sowie der Grundordnung für katholische Schulen, gegen die – wie es scheint – beim heutigen Umgang mit den Missbrauchsfällen inhaltlich ebenso verstoßen wird wie damals. Oder sind das nur unverbindliche Absichtserklärungen?

Was für ein Signal an die Jugend.

Auszug aus der Stiftungssatzung:

“Die Katholische Schule in freier Trägerschaft unterscheidet sich von
den Staatlichen Schulen durch den Versuch, die Frage nach dem Sinn des
Lebens und nach der Berechtigung und Begründung von Wertsystemen aus
dem christlichen Glauben zu beantworten.

Die Katholische Schule will in ökumenischem Sinn Ort der Begegnung und
des Verständnisses sein und Einsatzbereitschaft für Wohl und Frieden
aller wecken.

Wichtigstes Ziel in Erziehung und Bildung ist in angemessenem Umfang
die religiöse Bildung und Glaubenserziehung.”

2. Die Stiftung erkennt die vom Bischof von Speyer erlassene
„Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher
Arbeitsverhältnisse“, die „Grundordnung für die katholischen Schulen
im Bistum Speyer“ (OVB 1991, S. 507–513) und dazu ergangenen
Regelungen in ihrer jeweiligen Fassung als verbindlich an und wird
diese anwenden; das gleiche gilt, wenn die vorgenannten Regelungen
durch andere Regelungen ersetzt werden.

3. Die Stiftungsaufsichtsbehörde ist auf Wunsch jederzeit über alle
Angelegenheiten der Stiftung zu unterrichten. Ihr ist unaufgefordert
der Jahresabschluss vorzulegen.

Aus der Grundordnung für katholische Schulen Im Bistum Speyer:

Aus der Verbundenheit der Kirche mit der menschlichen Gesellschaft,
aus dem Bewusstsein in ihrer Verantwortung für den Menschen, ergibt
sich für die Kirche die Aufgabe, auch auf dem Gebiet der Erziehung und
Bildung tätig zu werden und ihre Wertvorstellungen zu verwirklichen.

Die katholischen Schulen in freier Trägerschaft sind ein Angebot für
Eltern, Schüler und Lehrer,eine im katholischen Glauben wurzelnde und
am christlichen Menschenbild orientierte Erziehung und Bildung
mitzugestalten.

§ 2

Zielsetzung

(1) Katholische Schulen in freier Trägerschaft sollen den Schülern
helfen, ein Leben aus dem Glauben zu führen und so die Welt
mitzugestalten. Alle schulischen Bemühungen dienen der Entfaltung der
menschlichen Anlagen sowie der Befähigung des Menschen zum Dienst an
seinen Mitmenschen, an der Welt und am Reich Gottes.

(2) Die katholischen Schulen in freier Trägerschaft im Lande
Rheinland-Pfalz sind auch dem allgemeinen Erziehungs- und
Bildungsauftrag verpflichtet, wie er im Landesgesetz über die Schulen
in Rheinland-Pfalz bestimmt ist.

Danach erzieht die Schule vor allem zur Selbstbestimmung in Verantwortung vor
Gott und den Mitmenschen, zur Anerkennung ethischer Normen, zur
Achtung vor der Überzeugung anderer, zur Bereitschaft, die sozialen
und politischen Aufgaben eines Bürgers im freiheitlich-demokratischen
und sozialen zu übernehmen und zur verpflichtenden Idee der
Völkergemeinschaft.

§ 3

Grundsätze für die Erziehungs und Bildungsarbeit

(1) Die Grundlage für die Erziehungs- und Bildungsarbeit an
katholischen Schulen in freier Trägerschaft ist das christliche
Menschen- und Weltverständnis, das sich aus den in Schrift und
Tradition enthaltenen und von der Katholischen Kirche vermittelten
Aussagen der göttlichen Offenbarung ergibt.

Daraus leiten sich folgende Grundsätze ab:

1. Ziele und Inhalte der Erziehung und Bildung orientieren sich an
Individualität, Gemeinschaftsbezogenheit und Gottbezogenheit als den
Grundgegebenheiten der menschlichen Person.

2. Der Schüler soll sich zu einem ganzheitlich gebildeten Menschen
entwickeln können, der fähig und bereit ist, Verantwortung für sich
selbst sowie Verantwortung in Familie, Gesellschaft, Kirche, Staat und
Welt zu übernehmen. Seine Anlagen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sollen
entfaltet und die Kräfte des Verstandes, des Gemütes und des Willens
herangebildet werden.

3. Religiöse Erziehung und Bildung prägen als Prinzip die Gestaltung
des Schullebens und bestimmen den Unterricht mit. Die Teilnahme am
Religionsunterricht ist unverzichtbarer Bestandteil der ganzheitlichen
Erziehung an der Schule. Angebote der Schülerseelsorge (Gottesdienste,
religiöse Freizeiten, Jugendgruppen u. a.) dienen über den Unterricht
hinaus der religiösen Erziehung. Katholische Schulen sind offen für
das Anliegen der christlichen Ökumene.

4. Katholische Schulen bemühen sich besonders um benachteiligte
Schüler, wobei nicht nur die wirtschaftlich-finanziellen
Benachteiligungen, sondern auch die vielfältigen persönlichen und
familiären Belastungen zu beachten sind.

(2) Katholische Schulen können ihren Auftrag nur in der gemeinsamen
Verantwortung aller Beteiligten erfüllen. Das erfordert die
Übereinstimmung von Lehrern, Eltern und Schülern in der Anerkennung
der Zielsetzung und der Grundsätze der Erziehungs- und Bildungsarbeit
sowie ihr vertrauensvolles Zusammenwirken untereinander und mit dem
Schulträger.

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Dokumentation

Allein auf der Homepage der INITIATIVE sind bereits jetzt mehr Fälle sexuell motivierter Übergriffe/ sexuellen Missbrauchs, mehr Betroffene und das Fehlverhalten von mehr damaligen und heutigen Ordensmitgliedern dokumentiert als seit Februar 2010 von Seiten des Ordens. In Anbetracht der begrenzten Möglichkeiten der INITIATIVE wird doch recht deutlich, wie nötig eine proaktive, ermittelnde und umfassende Aufklärung gewesen wäre und weiterhin ist.

Hinzu kommen noch Betroffene, die hier keine öffentliche Dokumentation ihres Falles wünschten und weitere, die zu anderen Stellen und Ansprechpartnern Kontakt aufgenommen haben und nicht mit der INITIATIVE in Verbindung stehen. Zudem ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Auch die unzufriedenstellende Aufklärungsarbeit und die Ablehnung aller konstruktiven Vorschläge hierzu ist dokumentiert. Bis heute hat der Orden auf kein Gesprächsangebot der INITIATIVE positiv reagiert, geschweige denn Kontakt aufgenommen.

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Ausführlicher Kommentar zur Regelung der DBK und DOK zur Entschädigung von Missbrauchsopfern auf NetzwerkB:

http://netzwerkb.org

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Regelung der DBK und DOK zur Entschädigung von Missbrauchsopfern

Die Richtlinen der DBK UND DOK zementieren die nach wie vor nicht erwünschte umfassende Aufklärung und Aufarbeitung der Vergangenheit. Ermittlungen, offensive Aufklärung durch übergeordnete Gremien und Instanzen sind nicht vorgesehen. Die Ordensobernkonferenz ist eine Interessensvertretung der Orden, nicht der Betroffenen.

Aufklärung und Berichterstattung liegen nach wie vor in Händen der Orden und ihrer Oberen. Keine staatliche, keine kirchliche Behörde oder Instanz fordert Rechenschaft oder ist weisungsbefugt. Je schwerwiegender und zahlreicher die Übergriffe sind, je mehr Täter es gibt und je größer das Wissen darum bei Verantwortlichen und Oberen, desto geringer ist das Interesse an Aufklärung, Information der Öffentlichkeit und Ermutigung an die Adresse der Betroffenen, sich zu melden.

Mit der Vereinzelungsstrategie, in Form eines Formulars sowie der Zahlung einer Summe, die nicht einmal Symbolcharakter haben kann (das gibt die Portokasse her, somit der Steuerzahler), soll der Deckel auf die Vergangenheit.

Es wird andernorts darüber diskutiert, in welcher Form und welcher Höhe Entschädigung, Wiedergutmachung und Anerkennung erfolgen soll. Am Gymnasium Johanneum in Homburg/Saar ist noch nicht einmal ansatzweise aufgeklärt worden, außer von den Betroffenen selbst. Verantwortlich will sich keiner der damals wie auch heute noch Verantwortlichen zeigen. Die unveränderte Darstellung findet sich nach wie vor auf der Homepage des Ordens. Aber die Formulare und den Hinweis auf den Download finden Einzelne schon im Briefkasten mit der Bitte, sie an andere Betroffene weiterzuleiten.

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Kommunikation

Dass die Aufklärung und Aufarbeitung keine leichte Aufgabe sein würde, ist allen Beteiligten im Laufe des letzten Jahres schmerzlich bewusst geworden. Wir bedanken uns für die Bemühungen des Schulelternbeirates, der Elternvertretung, des Schulvereins, der Schulleitung sowie des Bistums Speyer.

Zu unserem Bedauern ist bisher kein offenes Gespräch der Betroffenen mit den Verantwortlichen zustande gekommen, das zur Klärung hätte beitragen können. Dies mag auch auf die wenig zufriedenstellende Art und Weise der Kommunikation insgesamt zurückzuführen sein.

Der INITIATIVE ist wie bereits formuliert, weiterhin an einem konstruktiven Gespräch in einem angemessenen Rahmen gelegen, ähnlich wie es der Ombudsmann des Bistums Speyer bereits vorgeschlagen hat. Die Rahmenbedingungen hierfür müssten vorab geklärt werden.

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Wissen

Der Orden hat immer betont, er habe erst im Februar 2010 von Missbrauchsfällen erfahren. Da sprach er noch von zwei Tätern. In dem Bericht des Herrn Feltes war die Rede von 6 Fällen. Bereits vor dem Gespräch in Speyer im Oktober 2010 hätten die Verantwortlichen des Ordens wissen müssen, dass diese Darstellung nicht aufrecht zu erhalten ist. Ganz sicher danach. Es wurde deutlich darauf hingewiesen. Und spätestens jetzt weiß er es genau, auch wenn erst ein Teil der Berichte und Aussagen einsehbar ist. Wäre es nicht allerspätestens jetzt an der Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen?

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Strukturprobleme

Der Orden verweist auf die Hotlines der Kirche sowie der Bischofskonferenz, wohlwissend, dass deren Zuständigkeit aus kirchenrechtlichen Gründen nicht gegeben ist. Alle genannten Möglichkeiten, die Aufforderung der Bistümer an Betroffene, sich zu melden, münden in der Erkenntnis: Niemand will zuständig sein. Eine dem Orden der Hiltruper Missionare übergeordnete Instanz gibt es allenfalls mit der Glaubenskongregation, der Religionskongregation sowie dem Generalat der Herz-Jesu-Missionare, allesamt in Rom. Auch die wiederholten und konstruktiven Vermittlungsbemühungen des Bistums Speyer lässt der Orden im Wissen darum scheitern.

Bei anderen Institutionen gab es umfangreiche Ermittlungen, fundierte Berichte und es wurden runde Tische für Gespräche mit den Betroffenen eingerichtet. Die angebotenen Einzelgespräche mit Betroffenen können hier nicht mehr die Lösung sein.

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Alles “erdenklich Mögliche”

zu tun, um die Missbrauchsfälle in vollem Umfang aufzuklären, versprach der Provinzial des Ordens, Herr Pater Werner Gahlen, Anfang des Jahres 2010. Hilfe und Unterstützung für die Betroffenen kündigte er an. Hilfsangebote an Betroffene gab es bisher nicht. Eine umfassende Aufklärung gab es auch nicht

Das Denkbare ist offensichtlich ganz schnell und gründlich an seine Grenzen gestoßen. Nicht bei den Betroffenen.

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Prüfung der Aussagen

Herr Basler, früher Rechtsanwalt des Ordens, seit August 2010 zusammen mit Pater Gahlen Geschäftsführer des Johanneums Homburg, zu den für ihn unvorstellbaren Vorwürfen: „Ich will niemandem etwas unterstellen, aber man muss auch die Vorwürfe, die erhoben werden, daraufhin überprüfen, ob wirklich etwas dahinter steckt oder ob jemand sein Mütchen kühlen will.“

http://sr-online.de

Die Initiative begrüßt die Einstellung des Rechtsanwaltes des Ordens und unterstützt den Vorschlag einer intensiven Prüfung der Vorwürfe. Auch ihr ist seit über einem Jahr an einer umfassenden Aufklärung und eingehenden Prüfung aller Aussagen durch eine beiderseits autorisierte dritte Person sehr gelegen, wie dem Schreiben der Intiative vom 11.11.2010 zu entnehmen ist.

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Aufklärung

Johanneum will Missbrauchsfälle aufklären

Pressespiegel 25.Februar 2010

Etwas über ein Jahr ist dies nun her und es ist kein Zufall, dass die Seite der Initiative Ehemaliger just an diesem Kalendertag ans Netz ging. Ein Kommentar erübrigt sich.

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Strategie

„Meine (nicht leicht einzuhaltende) Strategie: aussitzen“.

So Hartmut von Hentig in einem Brief, zitiert aus:

http://www.faz.net

Die gleiche Strategie wurde dem Orden augenscheinlich von Beginn an von seinem Berater empfohlen. Der Orden sollte darüber nachdenken, ob er da so gut beraten wurde. Der bei den Betroffenen längst vollzogene Perspektivwechsel ist offenbar noch nicht verstanden worden.

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Aufklärungsarbeit

Herr Pater Dr. Kleer (MSC) verweist darauf, der Orden habe einen eigenen, externen und neutralen Ermittler bestellt. Dieser stand für nicht ganz drei Monate als telefonischer Ansprechpartner zur Verfügung. Die Telefonnummer konnte man über das Johanneum erfragen und auf der Homepage des Ordens finden.

Wie auch die Elternvertretung des Johanneums in ihrem offenen Brief formuliert hat, so hatten auch wir eine wesentlich offensivere Strategie mit dem Ziel der Aufklärung erwartet. Es gab keine aktive Aufforderung an Ehemalige, sich zu melden. Die Schule selbst zeigte keinerlei Reaktion und beteiligte sich in keiner Weise an der Aufklärung. Die Erkenntnisse des Missbrauchsbeauftragten in Trier, des Missbrauchsbeauftragten in Münster, von Wir sind Kirche, der Intiative Kirche von unten sowie die Informationen aus Rundfunk, Presse und Fernsehen wurden nicht zusammengefasst. Insbesondere wurden auch unsere Aussagen beim Ombudsmann des Bistums Speyer und beim Generalvikar Herrn Dr. Jung nicht berücksichtigt. Wir wurden niemals aufgefordert unsere Erlebnisse zu berichten. Bis heute wurden unsere Aussagen nicht zur Kenntnis genommen. Es wurde uns nicht ermöglicht mit den Personen in Kontakt zu treten, die sich bei Herrn Feltes gemeldet haben. Ein runder Tisch für Betroffene wurde nicht eingerichtet.

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Betroffene und Täter

Seit Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Johanneum spricht der Orden von ausschließlich zwei Tätern und seit dem sog. Abschlussbericht von ausschließlich 6 Betroffenen.

Allein bei uns haben sich mehr Betroffene der Jahrgänge ab 1958 gemeldet, als bei dem Ansprechpartner des Ordens. Es liegen Vorwürfe gegen wesentlich mehr Patres und Brüder vor, die zum Teil öffentlich eingestanden wurden. Unter Anderem wird der ehemalige Pater der Herz-Jesu-Missionare und ehemalige Internatspräfekt, der eingestand, in den 1980ern eine wie er es nannte „einvernehmliche Beziehung“ mit einem minderjährigen Schutzbefohlenen gehabt zu haben, ebensowenig „mitgezählt“ wie ein weiterer bereits verstorbener Täter (die Presse berichtete). Auch dazu schweigt der Orden bisher. Besteht ein systematischer Zusammenhang zwischen Schweigen und Verschweigen? Das Verfahren gegen oben Genannten wurde aufgrund der Verjährung eingestellt. Vorübergehend suspendiert wurde er durch Herrn Bischof Ackermann rehabilitiert und übt zwischenzeitlich wieder das Amt des Gemeindepfarrers aus.

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Das interne Wissen des Ordens

In der anfänglichen und bis heute unveränderten Stellungnahme zu den Missbrauchsfällen spricht der Orden davon, erst im Februar 2010 habe man innerhalb des Ordens von Missbrauchsfällen erfahren.

Wir können dokumentieren, dass es ein Wissen darüber im Orden seit Beginn der 1980er Jahre gab und bis heute im Orden Verantworliche über dieses Wissen verfügten. Unter anderem ist bis heute offiziell nicht geklärt, wer der Oberen für die Rückversetzung eines damals auch innerhalb des Ordens bereits bekannten Täters nach Homburg verantwortlich war.

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Distanzierung

Die Initiative fordert eine Distanzierung des Ordens von dem am 21.März 2010 in Faznet veröffentlichen Artikel von einem der Täter und Mitglied des Ordens. (s.u.) Aufgrund der Aussagen Betroffener bei uns und in Speyer sowie auf Grundlage des Berichtes von Herrn Feltes handelt sich unserer Auffassung nach nicht um vereinzelte Fälle, sondern um teilweise schwere sexuelle Übergriffe an etlichen Kindern und Jugendlichen in einer Vielzahl von Fällen. Auch in diesem Fall musste das Strafverfahren aufgrund der Verjährung eingestellt werden. Wir wenden uns entschieden gegen die verharmlosende Darstellung des Täters mit Billigung des Ordens. Der Begriff Kampagne ist in diesem Zusammenhang fehl am Platz. Eine Kampagne gab und gibt es nicht, lediglich die Aufklärungsbestrebungen Betroffener. Im Gespräch mit dem Provinzial am 27.11. 2010 wurde das bereits zur Sprache gebracht. Bis heute hat sich der Orden nicht von dieser Darstellung distanziert.

Ich habe sie gern gehabt

http://www.faz.net

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Kritik der Initiative am sog. Abschlussbericht des Ordens

Am 11.September 2010 legte der Orden in Form einer Pressekonferenz einen „Abschlussbericht“ vor, der in seinen Grundaussagen auf der Website des Ordens (siehe unten) zusammengefasst wurde. Der “Abschlussbericht” des Herrn Feltes wurde nur einem sehr kleinen Kreis Pressevertretern vorgestellt und war und ist nirgendwo öffentlich einsehbar.

Der Darstellung des Ordens, „die Opfer“ hätten sich bei dem vom Orden eingesetzen„neutralen Ermittler“, dem ehemaligen Richter Franz-Josef Feltes, gemeldet, ist ebenso zu widersprechen, wie der Behauptung, es sei ausschließlich von 6 Fällen und zwei Tätern die Rede gewesen.

Richtig ist, dass nur ein geringerer Teil der sich bisher gemeldeten Betroffenen mit Herrn Feltes Kontakt aufnahmen. Andere wandten sich – zum Teil aus Misstrauen gegenüber den Aufklärungswillen des Ordens – an den Ombudsmann der Diözese Speyer oder andere kirchliche Stellen. Der Bericht des Ordens bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Gespräche von Herrn Feltes, berücksichtigt dagegen weder die Aussagen aus unserer Initiative noch aber die auch durch die Presse bekannt gewordenen und zum Teil kirchlicherseits öffentlich eingestandenen Erkenntnisse über Opfer, Täter und Verantwortliche in keinster Weise. Ein internes Wissen über die Vorgänge vor 2010 leugnet der Orden bis heute. Herr Feltes stand nach Angabe des Ordens für weniger als drei Monate als telefonischer Ansprechpartner zur Verfügung. Eine ermittelnde Tätigkeit übte er nicht aus.

Spätestens nach dem Treffen des “Johanneumskreises” mit dem Provinzial der Herz-Jesu-Missionare im Oktober 2010 unter Moderation des Ombudsmannes und im Beisein des Generalvikars der Diözese Speyer hätte auch diese Stellungnahme einer gründlichen Überarbeitung bedurft. So wird in der Stellungnahme auf der Webseite des Ordens weiter der Anschein erweckt, die Personen des “Johanneumskreises” seien identisch mit der Personengruppe, die sich bei Herrn Feltes gemeldet habe. Das entspricht ebenfalls nicht den Tatsachen und wurde mehrfach angemahnt.

Nachfolgend dokumentieren wir beide Erklärungen des Ordens. Nach wie vor wird von zwei Tätern und 6 Betroffenen gesprochen.

Missbrauchsfälle am Johanneum

Quelle: http://www.hiltruper-missionare.de

Am 7. September 2010 gab es in Homburg/Saar einen Abschlussbericht zu den Missbrauchsfällen am Johanneum. Der vom Orden eingesetzte externe Ermittler, ehemaliger Richter am Landgericht, hat über seine Gespräche mit den Missbrauchsopfern oder deren Angehörigen informiert. Er hat mehrere Monate als Ansprechpartner zur Verfügung gestanden. Insgesamt war die Rede von sechs Fällen.

Pater Provinzial Werner Gahlen hat bei der Gelegenheit vor Presse, Funk und Fernsehen bei den Opfern noch einmal um Entschuldigung gebeten.

Am 27. Oktober hat er sich zusammen mit einem anderen Mitbruder mit den Opfern in Speyer getroffen.

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Kritik der Initiative an der Darstellung des Ordens in der Öffentlichkeit

Der Darstellung auf der Website des Johanneums seit Februar 2010 durch den Orden der Hiltruper Missionare widersprechen wir.

Unseres Erachtens wird weder dem Kenntnisstand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Stellungnahme über Anzahl der Täter und Opfer, noch dem Wissen innerhalb der Ordensgemeinschaft darüber, bereits seit spätestens 1981, Rechnung getragen.

Erklärung zu den Missbrauchsfällen

Quelle: http://www.johanneum-homburg.de/index.php?id=957

Liebe Freunde der Herz-Jesu-Missionare der norddeutschen Provinz,

seit Februar 2010, wissen auch wir, dass Mitbrüder aus unserer Kommunität in Homburg/Saar in Missbrauchsfällen an Kindern verwickelt waren. Zwei Mitbrüder haben ihre Schuld eingestanden und sich der Staatsanwaltschaft bereits gestellt.

Im Namen der Herz-Jesu-Missionare der norddeutschen Provinz entschuldige ich mich für das, was uns anvertrauten Kindern durch Mitbrüder von uns angetan worden ist.

Wir alle empfinden darüber tiefe SCHAM.

Die Arbeit mit und an Jugendlichen gehörte über viele Jahrzehnte zu unserem besonderen Aufgabenbereich, in deren Tradition viele Patres und Brüder Hervorragendes geleistet haben.

Empfinden und Selbstbewusstsein unserer Gemeinschaft haben jetzt schweren Schaden genommen.

Bedanken möchte ich mich für die vielen Solidaritätskundgebungen in Wort und Schrift, die auch heute noch unseren Einsatz für Kirche und Gesellschaft anerkennen und schätzen.

Die Aufarbeitung der verletzenden Geschehnisse wird unseren ganzen Einsatz fordern. Dazu bitten wir um Ihr begleitendes Gebet.

Wie die deutsche katholische Kirche (Bischof Ackermann / Trier) eine Notrufnummer für Betroffene herausgegeben hat, so haben auch die deutschen Ordensgemeinschaften eine solche Adresse herausgegeben.

Die Adresse unseres Ansprechpartners lautet:

Franz Josef Feltes

Uhlandstraße 3

67661 Kaiserslautern

E-Mail:josef_feltes@yahoo.de

Für die norddeutsche Ordensprovinz

Pater Werner Gahlen MSC

Provinzial

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