Eltern und Angehörige


Brief des Vaters eines Betroffenen an P. Dr. Martin Kleer

Name ist der Initiative bekannt

Herrn Pater Dr. Martin Kleer MSC
Provinzial der Herz-Jesu-Missionare

29. März 2013

Sehr geehrter Herr Dr. Kleer,

ihr Schreiben und die Entwicklung der vergangenen Gespräche mit der Initiative veranlassen mich Ihnen einige Worte zu schreiben.

Die zeitliche Richtigstellung der damaligen Situation im Johanneum über den Einsatz von Herrn Welberg und die Verantwortlichkeit des Provinzrates (der Institution) für eine Versetzung liegt Ihnen wohl sehr am Herzen. Herrn Welberg , der schon einige Jahre ohne Befähigungsnachweis in einer sensiblen Position Kinder in seiner erzieherischen Obhut hatte, wurde endlich eine pädagogische Ausbildung zuteil. Seine erfolgreiche Prüfung legte er im Juli 1981 ab. Sie haben den Einblick in die Akten, die wir nicht haben.
Damit ist die Aussage meiner Frau, dass Herr Welberg nach ihrem Gespräch mit Herrn P. Ollertz von ihm aus seiner Verantwortlichkeit entlassen wurde damit wohl widerlegt. Es ist nur verwunderlich, dass diese Widerlegung jetzt erst zur Sprache kommt und nicht von Anfang an festgestellt wurde.

Wie kam es zu der Aussage meiner Frau?
Da wir unseren Sohn nach dem Gespräch mit Pater Ollertz aus dem Internat nahmen und er nur noch das Gymnasium besuchte, kamen wir nicht mehr in Kontakt mit den Patres aus dem Internat. Uns wurde damals zugetragen, dass Herr Welberg nicht mehr im Internat sei und wir dachten, dass P. Ollertz auf Grund der Aussprache mit meiner Frau die nötigen Konsequenzen gezogen hatte. Das hat uns im Glauben gelassen, dass die Kontrolle im Internat funktioniert. Dass dem nicht so war, erfuhren wir erst jetzt durch Ihr Schreiben.

Tatsache ist und bleibt, dass meine Frau mit meinem Sohn, Herrn P. Ollertz im Spätjahr 1981 über die Übergriffe von Herrn Welberg bei meinem Sohn und auch bei anderen Kindern informiert hat. Herr P. Ollertz hat sich wohl bei diesem Gespräch nicht sehr überrascht verhalten und wollte auch von meinem Sohn keine Namen von weiteren Opfern hören. Dies legt den Schluss nahe, dass das Verhalten des Herrn Welberg nichts Neues für den verantwortlichen Leiter war. Aus Ihren Unterlagen können Sie sicherlich auch entnehmen, seit wann es bekannt war, dass Herr Welberg massive Alkoholprobleme hatte. Es ist ihnen sicherlich bekannt, dass übermäßiger Alkoholgenuss moralische Schranken fallen lässt.

Dass P. Ollertz nach seiner eigenen Aussage dem Ganzen keine Bedeutung beigemessen hat und sich der Problematik des sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen nicht bewusst war, wirft die Frage auf, wie die Institution mit diesem Thema überhaupt umgegangen ist und wie die pädagogische Ausbildung der Verantwortlichen war. In einer kleinen Männergemeinschaft, die so dicht beieinander lebt, bleibt es nicht aus, dass man über die Stärken und Schwächen und besondere Vorlieben der Mitbrüder sehr schnell Kenntnis bekommt.

Ihre zeitliche Richtigstellung wirft nun ein ganz neues Licht auf die Handhabung der Missbrauchsfälle durch die Verantwortlichen. Trotz des Wissens um die menschlichen Schwächen ihres Mitbruders Herrn Welberg wurde diesem wiederum die Verantwortung für Minderjährige übertragen mit weiteren katastrophalen Folgen für einige der Schutzbefohlenen, wie wir heute wissen.
Erst als es zu einer weiteren Anzeige kam, sah man, dass er nicht länger zu halten war und versetzte ihn.
Was dann weiterhin mit ihm geschah und wie er sich verhielt, wissen Sie sicherlich besser.
Er wurde wohl nicht umsonst vom Vatikan suspendiert, was in der kath. Kirche nur bei sehr schwerwiegenden Fällen geschieht.

Die Entscheidung, unser Kind fremden Erziehern anzuvertrauen, ist uns damals nicht leicht gefallen und wir haben lange nach einer guten Schule mit geeignetem Internatsanschluss gesucht und dies nicht zu weit entfernt, damit wir engen Kontakt mit unserem Kind halten konnten. Unsere Wahl fiel damals auf ihr Institut, auch weil wir davon ausgingen, dass Priester, insbesondere durch Ihre Ausbildung und den Weg des Glaubens, den Sie freiwillig eingeschlagen hatten, besonders prädestiniert seien, Kinder vorbildlich zu führen und Werte für das Leben zu vermitteln.
Umso enttäuschter waren wir, als wir erfahren mussten, dass sich ein Diener Gottes,
ein Vorbild für die Kinder, der morgens die hl. Messe las, die Beichte abnahm, das Wort Gottes verkündete, des sexuellen Missbrauchs schuldig war.

In unserer Naivität und erzogen in gut kath. Familien, kamen wir gar nicht zu der Vermutung, dass sich unser Kind in einer Institution befand, die das Ganze sehr locker betrachtete und dem Verhalten eines Erziehers keine Bedeutung beimaß. (Heute müssen wir uns fragen, ob dies usus war?)

Wir gingen in der Tat von einem Einzeltäter aus und waren der Überzeugung, dass die Institution daraus Konsequenzen zog und dafür sorgte, dass der Täter keine Gelegenheit mehr bekam seinen Neigungen bei Schutzbefohlenen oder auch andern Kindern zu frönen. Dass dem nicht so war, haben wir durch Ihr Schreiben jetzt erfahren.

Sie sagen, dass niemand im Orden von diesen Tatsachen gewusst habe. Müssen wir dann davon ausgehen, dass alles was geschah, allein die Schuld von P. Ollertz ist, der durch seine Ignoranz oder vielleicht auch Naivität den Missbrauch bagatellisiert und so dazu beigetragen hat, dass heute mehrere Erwachsene immer noch traumatisiert sind und ihr Leben zum großen Teil verpfuscht ist?

Ich verstehe, dass Sie alles versuchen, die Unschuld und das Ansehen der damaligen Verantwortlichen und hiermit der Institution zu wahren. Leider wurde durch das Unvermögen des Ordens, die Verantwortung für die damaligen Geschehnisse öffentlich zu übernehmen, mehr Schaden angerichtet als Sie glauben. Der Schaden betrifft nicht nur Ihren Orden sondern die gesamte kath. Kirche.
Es wäre sinnvoller, auf die Opfer zuzugehen und die Angelegenheit abzuschließen.

Übrigens: Sie erklären, dass es vor 2010 kein institutionelles Wissen über Missbrauch seitens des Ordens gegeben hat. Wie erklären Sie die Aussage von Herrn Welberg in dem Artikel vom 21.03.2010
in der FAZ, dass er 1986 versetzt wurde, nachdem sich ein Schüler wegen sexueller Nötigung durch Herrn Welberg an die Internatsleitung wandte? Wer entschied über Versetzungen, das war und ist doch der Provinzrat, oder irre ich mich? Ist das kein signifikanter Teil der Institution?

Sie wissen sicherlich, dass außer dem Fall unseres Sohnes noch weitere und weitaus schwerere Fälle bekannt sind und dass noch mehr von Ihren damaligen Mitbrüdern in dieser Zeit und später in Missbrauchsfälle verwickelt waren. Je länger der Orden sich sträubt und durch Hinhaltemanöver versucht das auszusitzen, desto mehr Tatsachen werden ans Licht gebracht und der Schaden für Sie wird dadurch nicht geringer.

Es ist mir gänzlich unverständlich, dass Menschen, die für sich eine besondere moralische und christliche Vorbildstellung in Anspruch nehmen, sich so schäbig verhalten und sich hinter der Barriere der Verjährung der z.Zt. geltenden weltlichen Gesetze verschanzen und die schändlichen Vorfälle einfach aussitzen. Sind Sie sich der Worte Christi bewusst wie z.B.
“Lasset die Kinder zu mir kommen…..” oder
“Was Ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan”
Gelten für die Diener der Kirche nicht alle Gebote, sondern nur die, die dem Zweck dienlich sind?

Sie haben nicht die Nöte und die Verzweiflung der Betroffenen während des Erwachsenwerdens und noch als Erwachsene miterlebt. Sie haben nicht die Sorgen und Nöte der Eltern erfahren, die sich die Probleme und das Verhalten der missbrauchten Kinder nicht erklären konnten und oft hilflos mit ansehen mussten wie Ihre Kinder in Richtungen drifteten, die unverständlich waren. Erst heute wissen wir, dass die Lebensentwicklungen all derer, die in die Missbrauchfälle verwickelt waren sehr ähnlich sind. Auch Sie (die Institution) haben die Aussagen vorliegen und genug Studien über solche Auswirkungen und Sie tun nichts, außer sich hinter vagen Aussagen der Ordens- und Bischofkonferenz zu verschanzen und versuchen die Situation auszusitzen.

Wenn ich diese Entwicklung so betrachte, packt mich eine große Wut. Den Glauben an die Kirche als Institution haben außer mir bereits auch viele andere Menschen verloren und werden durch das Verhalten der Verantwortlichen noch mehr Menschen verlieren. Wenn Sie wirklich an das glauben, was Sie andere lehren, dann werden Sie, wenn Sie vor Ihren Schöpfer treten ganz schöne Probleme haben, ihr Verhalten zu erklären.

Vielleicht bringen Sie meine Worte zum Nachdenken und gerechten Handeln.

Hochachtungsvoll

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Mutter von Martin P.

(Name geändert) Der Name ist der Redaktion bekannt.

Mein Name ist dem Ombudsmann Herrn Weidhaas und dem Bistum Speyer bekannt. Das, was ich nachfolgend schreibe kann eidesstattlich versichert werden.

Tief bewegt und aufgewühlt, verfolgte ich in Presse und Internet die Missbrauchsfälle in Deutschland. Ganz besonders aber berührten mich die Missbrauchsfälle am Johanneum in Homburg, da mein Sohn in der Zeit von 1976 bis 1981 im Internat Johanneum war.

Ich spreche hier als betroffener Elternteil, als Mutter eines Missbrauchs-Betroffenen. Mein Sohn fühlte sich in den ersten beiden Jahren im Internat bei P.K. wohl und es gab keine Probleme. Erst als er in der Betreuung von Pater W. war merkte ich eine Veränderung. Er wurde sehr verschlossen, zog sich zurück, war aufmüpfig gegen Autoritätspersonen und auch gegen mich. Er wollte nicht mehr in der Messe dienen und auch nicht mehr in die Kirche gehen. Es hat eine ganze Weile gedauert bis er sein Schweigen über sein Erlebtes, das er nicht mehr ertragen konnte, brach und sich mir anvertraute.

Er erzählte:
Pater W. Hat ihn, wenn er abends seine Runde machte, auf den Mund geküsst. Das war sehr unangenehm, dazu kam noch, dass Pater W. immer sehr nach Alkohol gerochen hat. Es blieb aber nicht nur bei den Küssen, sondern er streichelte auch über die Genitalien meines Sohnes. Das geschah nicht nur einmal. Aber nicht nur ihm erging es so, sondern Pater W. hat das noch bei mehreren Kindern gemacht. Es war unter den Kindern ein offenes Geheimnis. Aber keiner hat den Mut aufgebracht, so etwas zu sagen, aus Angst, da sie davon ausgingen, dass man ihnen nicht glauben würde. Man wäre dann als Lügner abgestempelt gewesen.

Mein Sohn war dann so voll Ekel, dass er von diesem Zeitpunkt an nicht mehr in den Gottesdienst gehen wollte, da es ihm kotzübel wurde bei dem Gedanken, dass die Hände, die abends über seine Genitalien gestreichelt haben ihm nun die Hostie gaben. Auch konnte er kein Messdiener mehr sein, obwohl er dies immer mit sehr viel Freude machte.

Ich war so geschockt über das was ich hörte. Ich konnte es kaum glauben. Das konnte doch nicht wahr sein. Der Pater, dem ich meinen Sohn anvertraut habe, konnte doch unmöglich so etwas Furchtbares gemacht haben. So etwas machen doch schon gar nicht Ordensleute. Ich glaubte dann schließlich doch meinem Sohn. Das alles geschah im Schuljahr 1980/1981. Dem Internatsleiter Herrn Pater O. habe ich persönlich die Vorkommnisse mitgeteilt. Mein Sohn hat noch im gleichen Jahr das Internat verlassen.

Ich sah mich nicht veranlasst, die Angelegenheit weiter zu verfolgen bzw. eine Anzeige zu erstatten, da ich davon ausgegangen bin, dass die Ordensleitung das Nötige sehr wohl veranlassen wird, da es ihre Verantwortung war, solche Erzieher von Kindern fernzuhalten. Ich dachte, jetzt ist alles gut und das, was geschehen war, wird auch vergessen sein. Aber so war es nicht.

Ich war ja froh, dass mein Sohn so viel Vertrauen zu mir hatte und mir das alles erzählen konnte. Aber ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, dass diese Erlebnisse in einem Alter, in dem sich junge Menschen erst einmal selbst finden müssen, so gravierend für das ganze Leben sein sollten.

Was ich in seiner Internatszeit nicht in Erfahrung bringen konnte wurde mir nun klar, er hatte mit enormen Problemen zu kämpfen. Er lehnte sich gegen sämtliche Autoritäten auf. Er zweifelte alles an. Er war verschlossen und suchte Vergessen in Alkohol und Drogen. Er ließ niemanden an sich herankommen. Er selbst litt darunter und ich wusste nicht wie ich ihm helfen konnte. Ich wusste nicht wie krank seine Seele war und wie krank eine Seele werden kann. Auch ich habe schrecklich gelitten.

Ich habe ihn mehrere Male aus verschiedenen Exzessen herausgeholt. Er lebte jahrelang im Ausland und es war mir nicht zu viel, ihm meine Hilfe anzubieten. Ich konnte bewirken, dass er ins normale Leben zurückgefunden hat.
Ich hatte jahrelang Angst, ihn zu verlieren, ich hatte Angst, dass er total abrutscht. Ich hatte Angst dass er sich eines Tages etwas antut. Ich hatte auch Angst, dass ich eines Tages nicht mehr die Kraft habe, um ihm zu helfen.
Mit viel Geduld und Liebe und ich denke auch mit Gottes Hilfe, haben wir es geschafft, dass er sich eine Existenz aufbauen und eine Familie gründen konnte.

Aber glauben Sie nicht, dass er darüber hinweg gekommen ist, über das, was er im Internat erlebte. Es war prägend für sein ganzes Leben. Noch heute, er hat die 40 bereits überschritten, leidet er noch, wenn er etwas über Missbrauch liest oder hört. Früher habe ich ihn therapiert, auch heute noch müsste er therapeutisch behandelt werden. Er hat nichts vergessen und er durchlebt alles wieder mit mächtigen Reaktionen.

Warum schreibe ich das alles?

Es ist mir ein Bedürfnis, aus Sicht einer Mutter all die Ängste, Zweifel, Enttäuschungen, die das Resultat eines Missbrauchs mit sich brachten, hier zu äußern.

Es ist ein Aufruf an die Eltern, deren Kinder auch im Internat Johanneum waren. Wie viele Eltern haben sich gewundert, dass ihr Kind aufmüpfig war, nicht mehr lernen wollte, trotzig war, Alkohohl und Drogen zu sich nahm. Wie viele Eltern dachten, sie hätten versagt. Wie viele Eltern haben den Kontakt zu ihren Kindern abgebrochen, weil sie so einen Sohn nicht in ihrer Familie dulden wollten – sich schämten. Wie viele Eltern wissen heute noch nicht dass ihr Kind missbraucht wurde. Wie viele Eltern möchten überhaupt nicht angesprochen werden, weil sie ein schlechtes Gewissen haben, ihr Kind ins Johanneum-Internat gesteckt zu haben.

Haben sie schon in Erfahrung gebracht, wie viele Jugendliche sich ihren Eltern offenbaren konnten? Ich kenne Einige, die hatten erst nach der Veröffentlichung in Presse und Fernsehen den Mut, es ihrem Partner oder den Eltern zu sagen. Ist das nicht furchtbar? Es gibt Missbrauchte, die sind in der Zwischenzeit nicht nur an der Seele krank sondern im ganzen Körper, da hilft keine Medizin mehr. Heute noch sind die Emotionen bei diesen Leuten so stark, dass sie zum Weinen kommen wenn sie darüber reden.

All die missbrauchten Kinder hatten keine schöne Jugend. Sie hätten mit Sicherheit einen schöneren Lebensweg haben können. Sie wären glücklicher in ihren Beziehungen zu ihren Frauen, Kindern und Eltern, wenn all dies nicht geschehen wäre.

Es ist Mord an der Seele, so wie es vor Monaten in der Zeitung „Die Rheinpfalz“ stand.

Der Orden wusste bereits 1981, dass es zu sexuellen Übergriffen kam. Die Aussage, dass man erst 1985 davon erfahren hat, kann nicht stimmen. Wenn es schon bei den Kindern ein offenes Geheimnis war, dann kann es doch dem Orden nicht verborgen geblieben sein. Und wenn man in der Presse lesen muss, die Täter leiden und sind jetzt einsam und den Patres, die noch im Konvent verweilen geht es nach Bekanntwerden der Missbrauchsfälle gesundheitlich nicht sehr gut, so ist es meines Erachtens eine Schande, dass man darüber berichtet – man vergisst die Opfer, denn die leiden schon über 30 Jahre an Leib und Seele und keiner will sie hören.

Würde man wenigstens jetzt ein Entgegenkommen erfahren. Nicht die Opfer sollten wie Bittsteller darum kämpfen, dass sie gehört werden oder eine Entschädigung bekommen, sondern der Orden sollte von sich aus alles tun um das Geschehene wieder gut zu machen.
Auch ich muss sagen, das was die Bischofskonferenz angeboten hat – € 5.000,00 ist ein Hohn. Das, was ich in die Betreuung meines Sohnes hineinstecken musste übertrifft diesen Betrag bei weitem. Es ist meines Erachtens auch kein Geld für eine Wiedergutmachung, sondern es sollte ein Schmerzensgeld für erduldete Schmerzen über all die vielen Jahre hinweg sein.

Würde der Orden sich öffnen und mit all den Opfern, die sich bei Herrn Feltes und bei Herrn Weidhaas gemeldet haben, an einen Tisch setzen und offen über das Geschehene reden und gemeinsam eine Lösung suchen, wie man und wo man Hilfe anbieten kann, dann wäre man schon einen Schritt weiter. Aber bis heute hat sich da noch nichts Konkretes getan. Schweigen und Aussitzen ist keine Lösung. Schließlich geht es darum, dass Schlimmes getan wurde an minderjährigen Schutzbefohlenen.

Mit jedem Wort, das ich jetzt geschrieben habe, fühle ich immer noch den Schmerz, die Wut, die Betroffenheit und Enttäuschung.
Ich weiß von mehreren Betroffenen, dass deren Lebensablauf ähnlich war wie der meines Sohnes, d.h. es erging fast allen Missbrauchten so. Viele sagen noch heute, hätte ich nur damals den Mut gehabt etwas zu sagen.
Ich bin froh, dass ich auf diesem Wege diese Zeilen an die Öffentlichkeit bringen kann und möchte vielen Eltern, Betroffenen und deren Angehörige Mut machen, ihre Sorgen, Enttäuschungen, Probleme – wie man es auch nennen mag, niederzuschreiben. Vielleicht bewirkt es auch, die Wunden etwas zu heilen und Ruhe zu finden.